Von Kyoto bis Paris: 30 Jahre Kohlenstoffmarkt im Wandel
- Goldstein Carbon

- 10. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Erste globale Schritte
Die Wirkung von Treibhausgasen, insbesondere Kohlendioxid, auf die Erderwärmung wurde in der Fachwelt ab dem späten 20. Jahrhundert breit anerkannt. Seit der Industriellen Revolution—also rund 150 Jahre—haben menschliche Aktivitäten zu einem massiven Anstieg der kumulativen Emissionen geführt, was die globale Durchschnittstemperatur deutlich steigen ließ. In der Wissenschaft herrschte ein breiter Konsens über die Risiken dieser Entwicklung.
Ein erster wichtiger Schritt war das 1992 unter der UN unterzeichnete Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). Es bildete den Rahmen für die Emissionsbegrenzung und die Grundlage heutiger Methoden und politischer Werkzeuge. Allerdings enthielt es keine verbindlichen Ziele.
Auf dem Weg zu verbindlichen Zielen: Kyoto-Protokoll
Als Antwort wurde 1997 auf der COP3 in Kyoto das Kyoto-Protokoll verabschiedet – das erste völkerrechtlich verbindliche Abkommen für Emissionsminderungen von Industrieländern. Inkraft trat es jedoch erst 2005.
Die erste Verpflichtungsperiode (commitment period) lief von 2008–2012 und sollte eine Senkung um durchschnittlich 5 % gegenüber 1990 erreichen. Dieses Ziel wurde weitgehend verfehlt.
Nach 2012: Regionale Systeme übernehmen
Branchenweit erwartete man ab 2012 ein neues globales Abkommen, auch mit Beteiligung von China und den USA. Die Türkei wollte aktiv mitwirken, was sich in Investitionen und Strategien 2009–2012 widerspiegelte.
Doch es kam anders: Die COP 2012 endete ohne Einigung, Kyoto lief aus, neue Verhandlungen wurden nicht aufgenommen.
Der globale Emissionshandel brach zusammen. Die EU führte das EU-ETS fort, Kalifornien startete ein neues System. Eine globale Pflichtplattform blieb aus.
Die Finanzkrise ab 2008 traf Europa besonders stark ab 2010. Emissionen sanken durch Werksschließungen, der Bedarf an Offsets brach ein. Ein (Überschuss) an Zertifikaten ließ die Preise auf 0,30 € sinken.
Zur Stabilisierung beschloss die EU 2013–2014, 1,5 Mrd. Überschusszertifikate zu löschen (burn). Der Effekt blieb begrenzt, die Preise stiegen nur leicht auf 1–2 €.
Neues Momentum mit dem Pariser Abkommen
2015 zeichnete sich ein globales Abkommen ab. Eine Vorvereinbarung vor der Pariser Konferenz sorgte für Optimismus – obwohl nicht bindend.
2016 wurde das Pariser Abkommen offiziell unterzeichnet. Doch viele Punkte, auch (Artikel 6), traten erst 2021 in Kraft.
Statt wie in Kyoto unrealistischer Ziele 5 % unter 1990 setzte Paris auf machbare Ziele: –50 % bis 2030, –90 % bis 2050, um die Erwärmung unter 2 °C zu halten.
Pandemie, Krieg und Makrodruck
2020 kam COVID-19, Prioritäten verschoben sich, der Kohlenstoffmarkt stagnierte.
2021 erholte sich der Markt – Preise stiegen, das EU-ETS erreichte 100 €. Auch freiwillige Märkte zeigten Preisdifferenzierung (5–20 €).
2022 begann der Ukraine-Krieg. Inflationsdruck und geopolitische Unsicherheit belasteten die Märkte.
Kohlenstoffzertifikate werden wie Rohstoffe gehandelt, reagieren jedoch wie Risikoanlagen.
Steigende Zinsen drücken die Preise.
Seit 2023 deuten sinkende Zinsen auf erste Erholung hin – langsam, aber positiv.



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